Wednesday, March 08, 2006

Radiästhesie

Von den Adern der Erde...
Die Idee, dass unsere Erde von Adern durchzogen ist, ist sehr alt und stammt aus der Antike. Über diese unterirdischen Flussläufe gelangte der Mensch in die Unterwelt, die ebenfalls als eine von Flüssen durchzogene Landschaft vorgestellt wurde. Aber auch die Minerale und Metalle lägen nach dieser Ansicht in Adern vor, die den Erdkörper durchziehen. Als Blut der Erde wurde der Hämatit angesehen, da er beim nassen Abschleifen eine rote Flüssigkeit entstehen lässt. Im Mittelalter setzte sich die Theorie von Thales durch, dass sich die Erdkruste vom Wasser abgesondert hätte. Diese Anschauung ließ sich auch gut mit dem jüngeren Schöpfungsbericht der Bibel in Einklang bringen. So beschrieb Albertus Magnus die Bildung von Erzadern als einen Destillationsvorgang. Auch Georgius Agricola sprach im 16. Jahrhundert noch vom „succus lapidescens“ – vom steinebildenden Saft der Erde. Paracelsus wiederum meinte, der immaterielle Geist schied einst die vier Elemente aus, die als Ausgangsstoffe für die Bildung der verschiedenen Stoffe dienten. Wirksam wurde dabei ein mystisches Ordnungsprinzip, das die Mineraladern in der Erde wie Pflanzen entlang von Wasseradern wachsen lässt. Die Wasseradern durchziehen dabei wie ein Geflecht den gesamten Erdkörper und bilden so die Matrix für das Mineralwachstum, wobei die Minerale gleichsam wie aus einem Samen hervorbrechen.
Heute weiß man, dass Wasser- und sonstige „Adern“ in den Bereich der Legende gehören. Die Vorstellung entstammt einem Analogiedenken, wobei der Erdkörper einem organischen Körper gleichgesetzt wurde, wie es zum Beispiel der Weltenriese Ymir in der germanischen Mythologie verdeutlicht. Unterirdische Wasserläufe gibt es zwar, sie sind aber eine Seltenheit und kommen praktisch nur in Karstgebieten vor. Ansonsten gibt es überall Grundwasser in Form von wasserführenden Flächen, die entweder stehend sind oder sich auch flächig verschieben können (also eine Drift zeigen). Also nix mit Adern!
Diese Aquiferen (die grundwasserführenden Schichten, die sich wie vollgesogene Schwämme verhalten) findet man auf wasserundurchlässigen Lagen (so genannten Aquikluden), wobei es fast überall Grundwasserschichten in mehreren Etagen gibt. Es ist also völlig gleich, wo man einen Brunnen bohrt, tief genug trifft man immer auf Grundwasser!
Was also Radiästheten mit ihren Instrumenten wahrnehmen, ist völlig unklar. Jedenfalls ist es weder Grundwasser noch sind es Wasseradern (die es ja nachweislich nirgends gibt). Es bleiben nur noch das Hartmann-Gitter und die Curry-Linien, die aber ebenfalls nicht nachweisbar sind. Beides sind ebenfalls Hirngespinste. Natürlich gibt es Erdstrahlen in Form von Radioaktivität, die nun wirklich lokalen Schwankungen unterliegen. Diese sind aber nie gemeint und können von Rutengängern auch nicht aufgespürt werden.
Es ist daher sehr plausibel, dass es sich bei der Ursache für die Radiästhesie nur um den so geannnten Carpenter-Effekt handelt, der durch den Glauben bzw. die Einbildung des Rutengängers unbewusst ausgelöst wird.

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