Winterliche Verhetzung
Und willst Du nicht mein Bruder sein,
so schlag ich dir den Schädel ein...
Es ist erstaunlich, wie immer wieder in der Geschichte Politiker und Machthungrige jene Situationen heraufbeschwören, deren Bekämpfung sie vorgeben. Sie tragen somit wesentlich zur Destabilisierung einer Gesellschaft bei, um daraus ihre persönlichen Vorteile zu ziehen. Sie stellen sich als Retter oder Erlöser vor einer untragbaren Situation dar, die sie doch selbst herbeigeredet haben. So zuletzt geschehen von Frau Dr. Winter im Grazer Wahlkampf.
Immer wieder wird vom Kampf der Kulturen gesprochen. Dabei handelt es sich doch nur um die politische und brachiale Auseinandersetzungen von religiösen Gruppierungen um Vorherrschaft und Einflussnahme. Tunlichst wird übersehen, dass es sich eigentlich um den gleichen Kulturverband handelt. Alle drei monotheistischen Religionen haben den gleichen Ursprung, berufen sich Großteils auf die gleichen Bücher und Propheten und sind stark vom hellenistischen Kulturerbe mitgeprägt. So wie uns die Asiaten oberflächlich als ein einheitlicher Block erscheinen, bilden auch wir für alle Außenstehenden eine große Einheit. Doch je ähnlicher sich Gesellschaften sind, umso mehr will man sich eben abgrenzen.
Die beiden großen Vertreter, Christentum und Islam, haben sich eigentlich nichts vorzuwerfen. Beide kennen den heiligen Krieg zur Durchsetzung machtpolitischer Ziele, beide kennen Toleranz und Verfolgung, beide haben lichte und dunkle Phasen in der Geschichte hinter sich. Zurzeit sieht es so aus, als ob wieder eine dunkle Periode auf uns zukommt – und zwar von beiden Seiten. Verhetzungen und Schuldzuweisungen sind immer der Anfang.
Auch das Christentum ist keine genuin friedliche Religion, wie sie sich heute gern darstellt. In der Bibel finden sich göttliche Pogrome ebenso wie dunkle Verse. So sagt der Jude Jeshua (Jesus) nach Matthäus 10/34: Ich bin nicht gekommen, um den Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Und genau danach sieht es aus...
Es scheint so zu sein, dass die monotheistischen Religionen ein grundlegendes Problem miteinander haben: sie beanspruchen jeweils die absolute Wahrheit für sich – zugleich wird gerade durch die Existenz der anderen Offenbarungsreligionen dieser Anspruch erheblich in Frage gestellt. Der resultierende Kampf scheint somit solange zu währen, bis nur noch eine davon übrig bleibt. Aber dann würden die inneren Kämpfe um die wahre Lehrmeinung weitergehen. Also kein Ende in Sicht. Wer im Auftrag Gottes tötet, hat scheinbar immer Recht. Im Namen Gottes sind schon die schrecklichsten Dinge passiert. Religion ist also kein Garant für Moral, eher im Gegenteil… (ich verweise auf die Analyse von David Hume).
Der Ausweg heißt: leben und leben lassen. Grundlage dafür kann nur ein sekularer Rechtsstaat mit strikter Trennung von Politik und Religion sein. Mit der Aufklärung ist unsere Gesellschaft immer friedlicher und humaner geworden, sofern nicht die quasireligiöse Verehrung des Geldes dem entgegen wirkt. Jene Gruppen, in denen sich die Aufklärung noch nicht durchsetzen konnte, haben hier offensichtliche Defizite. Daher muss weiterhin auf die Aufklärung in einem rechtlich und sozial gesicherten Umfeld gesetzt werden, das den Einzelnen vor Übergriffen – zum Beispiel von Andersdenkenden – schützt.
Verunglimpfung macht jedenfalls keinen Spass!
Labels: Politik
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