Normatives Gedankenspiel
Wenn ich aktuell sage: „Ich verspreche Ihnen € 100,-!“, so setze ich eine normative Handlung, da ich mir damit eine Verplichtung auferlege. Halte ich dieses Versprechen nicht, so habe ich gelogen. Anders verhält es sich mit dem Satz: Ich habe heute um 10 Uhr gesagt: „Ich verspreche Ihnen € 100,-!“ Jetzt handelt es sich um eine Aussage über eine Handlung, die ich gesetzt habe. Die Aussage ist dann wahr, wenn ich diesen Satz wirklich heute um 10 Uhr ausgesprochen habe, ganz unabhängig davon, ob ich dieses Versprechen halte oder nicht. Daher ist es nocht wirklich möglich, aus dem assertorischen Satz: Ich habe heute um 10 Uhr gesagt: „Ich verspreche Ihnen € 100,-!“ abzuleiten, dass ich Ihnen € 100,- zahlen soll. Wohl lässt sich das aber von einem konkreten Akt ableiten, da ich mich hier Ihnen gegenüber actualiter verpflichte. Es handelt sich daher eigentlich um eine normative Aussage, deren Richtigkeit davon abhängt, ob in dieser Welt diese Norm von mir erfüllt wird oder nicht. Der Ausspruch „Ich verspreche Ihnen € 100,-!“ ist also so zu verstehen: Wenn ich jetzt sage: „Ich verspreche Ihnen € 100,-!“, dann soll ich Ihnen auch € 100,- zahlen. Somit drücke ich hier implizit eine Norm aus.