Wednesday, September 30, 2009

Gaias böse Schwester




Grundsätzlich konnte ich dem Artikel im Spektrum vom November 2009 (Seite 84) einiges abgewinnen, allerdings bin ich über einen sachlichen Fehler gestolpert: "Die Fotosynthese wandelt CO2 in Sauerstoff um, während der aerobe Stoffwechsel das Gegenteil bewirkt." Das stimmt so nicht. Bei der Fotosynthese wird Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten, wobei der Wasserstoff auf das Kohlendioxid übertragen wird (es entsteht Zucker) und der Sauerstoff als giftiges Abfallprodukt übrig bleibt. Bei der Atmung passiert genau das Gegenteil: Dem Zucker wird Wasserstoff entzogen und auf den Sauerstoff übertragen – es entsteht Wasser (kontrollierte Knallgasreaktion!). Das Abfallprodukt ist hier neben dem Wasser natürlich Kohlendioxid.



Der Sauerstoff kommt eben nicht vom Kohlendioxid, sondern aus der Zerlegung von Wasser. Er ist ein Zellgift. Daher hat die Anreicherung der Atmosphäre mit Sauerstoff durch Blaualgen die erste ökologische Katastrophe ausgelöst: ein globales Massensterben. Einige Bakterien (vermutlich ähnlich funktionierende Schwefelbakterien) haben es dann gelernt, den Sauerstoff zur Energiegewinnung zu nutzen. Eukaryoten (modernen Zellen) gelang dies nur durch Symbiose mit solchen Bakterien (das sind die heutigen "semiautonomen" Mitochondrien). Der Stoffwechsel der Eukaryoten ist so komplex, dass Sauerstoff jedenfalls ein Problem darstellt. Nur einigen einfacher gestrickten Bakterien ist es gelungen, mit dem Sauerstoff zu Recht zu kommen. Daher waren die modernen Zellen auf diese Bakterien angewiesen, um in der neuen Umwelt überleben zu können.

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