Monday, January 30, 2006

Karikaturenstreit

Der sogenannte Karikaturenstreit ist lächerlich. Das Ganze ist offensichtlich eine gesteuerte Aktion, um bestimmte Interessen durchzusetzen. Das hoffentlich sekulare Europa sollte sich nicht von religiösen Eiferern jedweder Art in die Knie zwingen lassen. Es ging ja bei den Karikaturen gar nicht um Muhammad, sondern um seinen Missbrauch (zur Rechtfertigung von Attentaten und Gewaltakten). Und was sonst ist die Aufgabe einer Karikatur als zu provozieren? Die islamischen Zeitschriften sind auch nicht zimperlich mit zynischen Darstellungen. Aber kann eine Karikatur die Plünderung von Geschäften und die Verbrennung von Hoheitszeichen und Kirchen rechtfertigen? Wohl kaum. Wir dürfen hier offenbar nicht sensibel reagieren. Wir müssen Verständnis entgegenbringen. Doch wo es an unsere demokratischen und humanistischen Grundwerte geht, wie die Freiheit des Menschen, hat auch das Verständnis seine Grenzen...

Im Prinzip muss ich Herrn Lingens zustimmen. David Hume hat bereits im 18. Jh. darauf hingewiesen, dass Religiosität keine Voraussetzung für ethisches Handeln darstellt – eher im Gegenteil. Religion ist in vielen Fällen die Legitimation für unmoralisches Handeln – wie es uns die Selbstmordattentate, die diversen Kreuzzüge oder die gezielte Sprengung von Moscheen in Bosnien unmissverständlich vor Augen führen. Wenn ein höherer Sinn dahinter steckt, der sich der Vernunft entzieht, so kann jede Gräueltat als Wohltat für die Menschheit oder als göttlicher Ratschluss verkauft werden. Und das ist ja auch oft genug geschehen. Ein vernunftgeleiteter Mensch tut sich hier schwer, eine Rechtfertigung zu finden. Er bleibt in der Schuld gefangen (dennoch werden Ungläubige oft als böse hingestellt – wer schützt deren Gefühle?). Ein religiöser Mensch hingegen ist gerechtfertigt. Zumindest in seiner eigenen Sicht. Was bleibt, ist Leid im Namen Gottes.