Philosophie für Nonkonformisten
Kleine Anleitung zur Lebenskunst
An allem Anfang aber steht die Vernunft, unser größtes Gut. (Epikur)
Mit diesem Zitat beginnt die Zusammenstellung von Aphorismen und kurzen Aufsätzen zu diversen Schlagworten, die sich in jedem Menschenleben als relevant erweisen. Sie sind gespickt mit den Jahrhunderte alten Schätzen der praktischen Philosophie sowie den persönlichen Erfahrungen des Autors. Und obwohl die kurzen Texte zumeist wie endgültige Lösungen formuliert sind, betont der Freidenker Kars im Vorwort, dass es sich immer nur um seine Meinung handelt, die seine Lebenswelt reflektiert, und daher keine Allgemeingültigkeit beanspruchen kann. Vielleicht sind gerade deshalb seine Anekdoten und Lebensweisheiten von besonderem Wert. Sie sind jedenfalls ein Gewinn für jeden Leser, auch wenn sich einiges sicher nicht der ungeteilten Zustimmung erfreuen darf. So argumentiert er beim Stichwort „Seitensprung“ sexistisch: Was dem Manne erlaubt ist, ist dem Weibe noch lange nicht zuzugestehen... Er empfieht nämlich bei einer Untreue der Frau, diese zu verlassen, da Mann ihr dann nicht mehr trauen kann, währendessen er die Untreue des Mannes als naturgegeben sieht, die keinesfalls die Beziehung stören soll. Und er argumentiert hier – wie fast überall – völlig vernünftig. Allerdings muss dem Autor das Zugeständnis gemacht werden, dass er die Vernunft selbst auch relativiert: Falsch zu argumentieren ist nicht dasselbe wie dumm zu argumentieren, es hat aber dieselben Konsequenzen. Längst nicht jede logische Argumentation mündet in eine Wahrheit, weil uns manchmal bestimmte Tatsachen nicht bekannt sind...
Hiermit hat er sicher recht, und nach den Benevolenzprinzip ist ihm daher zuzugestehen, dass auch er flaschen Prämissen aufsitzen kann. Nichtsdestotrotz ist das Buch ein wahrer Fundus an Lebensweisheiten, auch wenn sie nicht alle eins-zu-eins übernommen werden sollten; wenn er beispielsweise gelegentlich zur politischen Passivität aufruft oder die äußere Konformität empfiehlt (sein Nonkonformismus ist für ihn rein privat). Jedenfalls regt das Buch sehr zum Nachdenken an. Als Abschluss möchte ich noch eine kurze Anekdote aus dem Buch zitieren, das sicher dazu angetan ist, das Buch jedem Freidenker anzuempfehlen: Ein Vater, der seinen Sohn für Verbrechen und Untaten anderer hinrichten lässt, damit die wirklichen Schuldigen straffrei ausgehen, würde überall auf der Welt strafrectlich verfolgt, wenn seine Tat ans Licht käme. Es gäbe wohl niemanden, der sich nicht lauthals darüber entrüsten würde. Und dennoch bildet ein derart primitives, brutales, grundloses Verbrechen die Grundlage des christlichen Glaubens.
An allem Anfang aber steht die Vernunft, unser größtes Gut. (Epikur)
Mit diesem Zitat beginnt die Zusammenstellung von Aphorismen und kurzen Aufsätzen zu diversen Schlagworten, die sich in jedem Menschenleben als relevant erweisen. Sie sind gespickt mit den Jahrhunderte alten Schätzen der praktischen Philosophie sowie den persönlichen Erfahrungen des Autors. Und obwohl die kurzen Texte zumeist wie endgültige Lösungen formuliert sind, betont der Freidenker Kars im Vorwort, dass es sich immer nur um seine Meinung handelt, die seine Lebenswelt reflektiert, und daher keine Allgemeingültigkeit beanspruchen kann. Vielleicht sind gerade deshalb seine Anekdoten und Lebensweisheiten von besonderem Wert. Sie sind jedenfalls ein Gewinn für jeden Leser, auch wenn sich einiges sicher nicht der ungeteilten Zustimmung erfreuen darf. So argumentiert er beim Stichwort „Seitensprung“ sexistisch: Was dem Manne erlaubt ist, ist dem Weibe noch lange nicht zuzugestehen... Er empfieht nämlich bei einer Untreue der Frau, diese zu verlassen, da Mann ihr dann nicht mehr trauen kann, währendessen er die Untreue des Mannes als naturgegeben sieht, die keinesfalls die Beziehung stören soll. Und er argumentiert hier – wie fast überall – völlig vernünftig. Allerdings muss dem Autor das Zugeständnis gemacht werden, dass er die Vernunft selbst auch relativiert: Falsch zu argumentieren ist nicht dasselbe wie dumm zu argumentieren, es hat aber dieselben Konsequenzen. Längst nicht jede logische Argumentation mündet in eine Wahrheit, weil uns manchmal bestimmte Tatsachen nicht bekannt sind...
Hiermit hat er sicher recht, und nach den Benevolenzprinzip ist ihm daher zuzugestehen, dass auch er flaschen Prämissen aufsitzen kann. Nichtsdestotrotz ist das Buch ein wahrer Fundus an Lebensweisheiten, auch wenn sie nicht alle eins-zu-eins übernommen werden sollten; wenn er beispielsweise gelegentlich zur politischen Passivität aufruft oder die äußere Konformität empfiehlt (sein Nonkonformismus ist für ihn rein privat). Jedenfalls regt das Buch sehr zum Nachdenken an. Als Abschluss möchte ich noch eine kurze Anekdote aus dem Buch zitieren, das sicher dazu angetan ist, das Buch jedem Freidenker anzuempfehlen: Ein Vater, der seinen Sohn für Verbrechen und Untaten anderer hinrichten lässt, damit die wirklichen Schuldigen straffrei ausgehen, würde überall auf der Welt strafrectlich verfolgt, wenn seine Tat ans Licht käme. Es gäbe wohl niemanden, der sich nicht lauthals darüber entrüsten würde. Und dennoch bildet ein derart primitives, brutales, grundloses Verbrechen die Grundlage des christlichen Glaubens.
Theo Kars: Praktisch verstand - Klein Handboek voor Non-Conformisten. Amsterdam 2003.
Theo Kars: Philosophie für Nonkonformisten - Kleine Anleitung zur Lebenskunst. Deutsche Übersetzung von Annette Löffelholz. Verlag C.H.Beck, München 2004.