Die Kerze als Symbol des Lebens
Die Flamme als Symbol
des Lebens…
Schaun Sie sich eine Kerze an. Das Beispiel ist zwar nicht
ganz ideal, doch aus kulturgeschichtlicher Sicht ist es naheliegend. Die Flamme
zeigt uns – bis auf kleine Fluktuationen durch Bewegungen der Luft – ein
konstantes Erscheinungsbild. Doch in Wirklichkeit ist sie in ständigem Wandel
begriffen. Die Flamme zehrt vom Wachs der Kerze und setzt es in Kohlendioxid,
Wasser und Ruß um. Die Flamme ist also von einem stetigen Materialdurchfluss gekennzeichnet,
wobei jedoch der Wert der eingehenden Stoffe höher liegt als der der
entlassenen. Die Flamme braucht also für ihren Bestand hochwertige Substanzen,
die sie in niederwertige umsetzt. Die dabei freigesetzte Energie prägt das
Erscheinungsbild der Flamme.
Das Leben funktioniert analog. Auch dort werden hochwertige
Substanzen oder hochwertige Energieformen in niederwertigere umgesetzt, um eine
geordnete Struktur aufrecht zu erhalten. Das Lebe-wesen erscheint uns dabei in
einer gewissen Konstanz, doch materiell handelt es sich dabei immer um etwas
Neues.
Karl Ludwig Bertalanffy (1901-1972), der Begründer der Systemtheorie,
bezeichnete daher lebende Systeme als Fließgleichgewichte. Auch ein Fluss zeigt
sich uns immer als derselbe Fluss, obwohl er sich nie aus demselben Wasser zusammensetzt.
Bereits Heraklit stellte fest, dass man nicht zweimal in denselben Fluß steigen
könne. Heute sagt man dazu nicht mehr Fließgleichgewicht, sondern Stationäres
Ungleichgewicht (steady state), da es sich dabei um etwas Grundverschiedenes
vom thermodynamischen Gleichgewicht handelt. Ein anderer Systemtheoretiker ist
Lotfi Zadeh (*1921). Allerdings beschäftigte er sich mehr mit der unbelebten
Natur.
Ordnung und Unordnung
in der Natur
Bevor ich auf die Bedeutung der Entropie auf belebte Systeme
eingehe, möchte ich über den Begriff Ordnung bzw. Unordnung sprechen. Ordnung
bezieht sich aus thermodynamischer Sicht auf Strukturiertheit, Kompexität,
Inhomogenität, Ungleichgewicht, Dynamik (sowohl auf materieller als auch auf energetischer
Seite: Arbeitsfähige Energie. Materie ist ja nur eine Erscheinungsform der
Energie). Unordnung ist demnach Homogenität, Strukturlosigkeit, Dispersivität,
Gleichgewicht. Von Natur aus laufen alle Prozesse in Richtung des zweiteren
Zustandes ab. Denken Sie nur an die erwähnte Flamme. Oder denken Sie an ein
Parfümfläschchen, das offen stehen gelassen wird. Die Duftpartikel werden sich
im Raum verteilen - jedoch nie wieder gesamt in den Flacon zurückfinden. Oder
denken sie an eine zerbrochene Vase - niemals werden sich die Teile wieder zu
einer Vase zusammenfinden. Niemand würde so etwas je erwarten. Trotzdem sind
das rein statistische Erscheinungen, theoretisch wäre durchaus auch das
Gegenteil möglich. Doch in der Natur finden sie dieses nicht. Der 2. Hauptsatz
der Thermodynamik ist daher rein empirisch (wie auch die Kausalität),
allerdings sehr gut bewährt.
Entropie
Der Entdecker des Energieprinzips war Julius Robert Mayer
(1814-1874). Er eruierte auch das Wärmeäquivalent (also die Wärme, die einer
Arbeitseinheit entspricht; heute hinfällig, da alle Energieformen in Joul
gemessen werden). Er begründete damit die Energetik (Energie = Akt =
Wirksamkeit; Dynamis = Potenz = Vermögen). Den exakten 2. Hauptsatz formulierte
Rudolf Clausius (1822-1888). Er
führte auch den Begriff der Entropie (Innewendung) ein.
Wie lautet nun der 2. Hauptsatz? Es gibt mehrere Varianten:
1. Es gibt kein perpetuum mobile 2. Art
Dieser Satz besagt, das z.B. die Kerze nicht brennen kann,
wenn man ihr nicht ständig Energie zuführt. Es ist nicht möglich, eine Maschine
zu konstruieren, die läuft, und dabei nicht mehr Energie verbraucht als sie
freigibt.
2. Es gibt keinen Wirkungsgrad von 100
Prozent
Dieser Satz ist äquivalent mit dem 1. Satz vom Perpetuum Mobile
2. Art. Keine Maschine kann je einen Wirkungsgrad von 100 Prozent erreichen,
also genau gleichviel Energie verbrauchen, als ihrer Leistung entspricht. Sie
wird immer beträchtlich mehr benötigen.
3. Alles strebt einer maximalen Unordnung
zu (in einem geschlossenen System)
Dieser Satz drückt aus, dass alle Prozesse im Universum
letztendlich in einem Zustand größter Homogenität enden. Dieser Satz beinhaltet
auch den Zeitpfeil, da er die Irreversibilität vieler Vorgänge ausdrückt.
Ludwig Boltzmann hatte diesen Aspekt erstmals in die allgemeine Physik eingeführt
(statistische Mechanik). Henri Poincaré erklärte das Phänomen so: Mit einem aus
atomaren Teilchen bestehenden, instabilen dynamischen System können Sie niemals
ein Experiment machen, in dem die Vergangenheit und die Zukunft gleich sind.
Wenn wir mit Teilchen der gleichen Geschwindigkeit anfangen und dann Stöße
geschehen lassen, so wird die Sache mit zufälliger Geschwindigkeit enden. Aber
wir können das umgekehrte Experiment gar nicht machen. Es gibt keine
reversiblen Experimente. Deshalb ist die Welt zeitlich organisiert.
4. Nichts hält ewig
Das besagt prinzipiell dasselbe, wie der vorangestellte
Satz.
Die Entropie zeichnet sich also durch eine gewisse
Asymmetrie aus: Sie kann in einem geschlossenen System bestenfalls konstant
bleiben (bei reversiblen Prozessen) oder zunehmen (bei irreversiblen
Prozessen). Sie kann allerdings nicht abnehmen.
Dissipatives Leben
Wie ist es möglich, dass, wenn der Entropiesatz stimmt, sich
dennoch geordnete, scheinbar negentropische Strukturen – wie eben das Leben –
etablieren können? Nun, betrachtet man ein Lebewesen unabhängig von seiner
Umwelt, könnte man diesen Eindruck gewinnen. Isoliert man das Lebewesen aber
davon, erkennt man bald, dass es ohne sie nicht existieren kann, es ist auf irgendeine
Weise von ihr abhängig. Betrachte man nun einen größeren Zusammenhang, so
erkennt man, dass das Lebewesen nur lebt, weil es ein offenes System ist, das
selbst Entropie erzeugt. Es handelt sich also um eine Entropiemaschiene, die
die natürliche Entropiezuwachsrate beschleunigt und aus dieser Dynamik seine
Strukturen aufbaut. Man nennt solche Systeme dissipativ. Leben frisst
hochwertige Energie und baut daraus einerseits autopoetisch seine Strukturen
auf und andererseits setzt es diese Energie dissipativ in niederwertige
Energieformen um. Leben muss also, um sich selbst zu erhalten, viel mehr
Ordnung zerstören, als es selbst darstellt. Das lässt sich ganz anschaulich
anhand der Energiepyramide des Meeres darstellen.
Die Energiepyramide
Im Gegensatz zum Stoffkreislauf durchläuft die Energie ein
Ökosystem nur einmal! D.h. sie wird vom Ökosystem verbraucht. Die arbeitsfähige
Energie stammt letztendlich von der Sonne und etwa 0'5% dieser Primärenergie
wird von den Algen (bzw. Pflanzen) chemisch gebunden (dabei wirken Phosphat und
Nitrat als begrenzende Faktoren). Sie sind die Produzenten. Die Konsumenten
verschiedenster Ordnung veratmen einen Teil dieser energiereichen Stoffe der
Produzenten. Dabei entsteht etwa zu 40% ATP als Energieträger. Der Rest ist wertlose
Abwärme (der Mensch verbraucht pro Tag etwa 70kg ATP). Bei Pflanzenfressern
schlägt sich daher etwa 20%, bei Fleischfressern nur etwa 10% der pflanzlichen
Ausgangsmaterials in ihrer Biomasse nieder. Am Ende der Kette stehen die
Destruenten, die die zum Teil noch energiereichen Abfälle der Produzenten und
der Konsumenten dezentral umsetzen. Dieser permanente Energieverlust in Form
der Abwärme und die damit verbundene Entropiezunahme ist ein irreversibler
Prozess und kann nur durch ständige Absorption von Sonnenenergie und deren
Festlegung bei der Photosynthese kompensiert werden.
Beispiel: 50t Phytoplankton ergeben sukzessive: 10t
Zooplankton, 1t Heringe und 100kg Thunfisch oder Dorsch.
Offene Systeme
Offene Systeme zeichnen sich durch einen Energie- bzw.
Materiedurchfluss aus. Dadurch können sich negentropische Strukturen etablieren.
In geschlossenen Systemen wäre das nicht möglich. Hier folgt unweigerlich der
Kältetod. Die Erde steht irgendwo dazwischen. Es gibt keinen Materieaustausch
mit der Umwelt, sehr wohl findet jedoch ein Energiedurchfluss statt. Insofern
könnte man unseren Planeten als halboffen bezeichnen.
Dem Entropiesatz kommt auf unserer Erde noch eine
entscheidende Bedeutung zu, da sich die niedermolekularen Abfallstoffe der
Pflanzen und der Tiere dissipativ verteilen. Das ist wichtig, da die Tiere auf
den Sauerstoff der Pflanzen, und die Pflanzen auf das Kohlendioxid der Tiere
angewiesen sind. So ergeben sich stoffliche Kreisläufe, die ein vollkommenes
Recycling-System darstellen.
Autopoesie
Belusow und Zhabotinsky entdeckten eine Reaktion, in der
sich spontan geordnete Strukturen ergeben. Gibt man Malonsäure, Bromat und
Cer-Ionen in eine flache Schale mit Schwefelsäure, so entstehen bei der
richtigen Temperatur faszinierende Schnörkel. Kommt es an einer Stelle zufällig
zu einer Anhäufung heller Moleküle, so fördern diese durch Katalyse die
Erzeugung weiterer heller Moleküle. So vermehren sich in einem gewissen Bereich
die hellen Moleküle, in einem benachbarten Bereich aber die dunklen stärker.
Dadurch kommt es zu einer Strukturierung der Lösung. Dank der in der Reaktion
ständig frei werdenden Energie entsteht Ordnung. So ähnlich stellt man sich
auch die Entstehung des Lebens vor - Leben wird ja neuerdings als Autopoetische
Einheit definiert.
Gleichgewicht und
Ungleichgewicht
Normalerweise besitzen Biozönosen ein ausgeklügeltes System
von Regelkreisen, die das Stationäre Ungleichgewicht aufrecht erhalten.
Vielleich wäre es zuvor noch gut, den Begriff des Gleichgewichts zu klären:
Wir unterscheiden Grundsätzlich zwischen statischen und
dynamischen Gleichgewichten. Bei den statischen unterscheidet man labile,
stabile und indifferente Gleichgewichte. Besonders Interesse verdienen
metastabile Zustände.
(Vergleich: statisches Gleichgewicht – Metastabilität
– dynamisches Gleichgewicht)
Lebensprozesse kennzeichnet allerdings ein Ungleichgewicht,
d.h. es kommt zu keiner materiellen Konstanz - Materie und Energie durchfließt
das System. Regelkreise steuern und stabilisieren diese Ungleichgewichte.
Kybernetik
Der Begründer der Kybernetik war Norbert Wiener (1894-1964).
Es ging dabei allerdings ursprünglich nur um technische Informationssysteme.
Das Wort leitet sich vom griechischen Kybernetes (Steuermann) ab, sagt also
schon aus, das es um Steuerungen geht.
Bei den Regelkreisen unterscheidet man grundsätzlich zwei
Typen: positive und negative. Lassen Sie sich durch die Namen nicht in die Irre
leiten – sie haben nichts mit einer Bewertung zu tun. Beginnen wir mit dem
negativen Regelkreis:
Ein Thermostat ist das einfachste Beispiel für einen
negativen Regelkreis. Die Raumtemperatur veranlasst den Thermostat die Heizung
zu schalten, die Heizung wirkt sich auf die Raumtemperatur aus und diese
widerum beeinflusst den Thermostat. In der belebten Natur sind fast alle
Vorgänge nach solchen Regelkreisen organisiert, da sie die Statischen
Ungleichgewichte stabilisieren.
Ein brisantes Beispiel für einen positiven Regelkreis ist
der Verkehr. Je mehr Autos gekauft werden, umso mehr Bedarf sowie Geldmittel
stehen dem Straßenbau zu. Der Straßenausbau begünstigt wieder das
Verkehrsaufkommen. Dieses begünstigt abermals den Autoabsatz. Ein weiters
Beispiel für einen positiven Regelkreis ist die Bevölkerungsexplosion.
dN/dt
= rN
dN/dt
= rN (1 - N/K)
Natürliche Populationen regulieren sich nach dem
Volterra-Prinzip. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Grenzzyklus, d.h.
der Bestand oszilliert innerhalb eines wohldefinierten Zyklus um einen
Mittelwert. Dadurch wird Übervölkerung verhindert.
dN1/dt
= r1N1
dN2/dt
= - r2N2
dN1/dt
= (r1 - v1N2)N1
dN2/dt
= (- r2 + v2N1)N2
dN1/dt
= dN2/dt = 0
Wenn Räuber und Beute (in diesem Fall Schädlinge) durch
Schädlingsbekämpfungsaktionen gleichermäßig dezimiert werden, so wächst die
Populationsdichte der Beute (des Schädlings) schneller als die des Räubers.
Über längere Zeiträume vermag dann eine zu geringe Räuberdichte den Zuwachs des
Schädlings nicht mehr zu kontrollieren. Heute wird vielfach unter dem Zwang von
Augenblickserfolgen und in Unkenntnis der ökologischen Verflechtungen das
biologische Gleichgewicht in immer stärkerem Maße gestört.
Wirtschaftswachstum
In der Regel
ignorieren die Wirtschaftsforscher die versteckten Kosten, die ein
deregulierter Welthandel der Umwelt und dem Gemeinwesen aufbürdet. (...) Transportkosten
sind energieintensiv. (...) Mit der Energie wird indirekt der Handel
subventioniert. (...) Der freie Güteraustausch kann zudem höchst unsinnige
Folgen haben. Im Gegensatz zur Regel komparativer Kostenvorteile besteht mehr
als die Hälfte des Handels aus dem gleichzeitigen Import und Export
gleichartiger Güter. Zum Beispiel importieren die Amerikaner dänische Kekse und
die Dänen amerikanische. Der Austausch der Rezepte wäre sicherlich
wirtschaftlicher – und würde auch eher der Maxime von Keynes entsprechen, dass
das Wissen international sein sollte und die Waren hausgemacht (Daly 1994).
Geld ist beispielsweise kein natürlicher Faktor in der Welt
- Geld ist ein Artefakt. Der relevante natürliche Faktor ist die Energie. Die
Wirtschaft und unsere ganze Gesellschaft setzen sich leider über diesen Faktor
in erschreckender Weise hinweg. Kunststoff- und Aluminiumverpackungen,
Transporte etc. kosten kaum Geld, dafür aber umso mehr an Energie. Die Vielfalt
an Produkten aus aller Welt stellt ein ernsthaftes Problem für unsere Umwelt
dar. Auch wenn wir es zurzeit noch kaum merken, über kurz oder lang wird sich
dieser ungezügelte Umgang mit Energie rächen.
Dass die gängigen Paradigmen sehr problematisch sind, zeigt
sich an den Folgen für unsere Umwelt. Vom egoistischen Standpunkt aus
betrachtet ist ständiges Wachstum ein erstrebenswertes Gut; vom
naturwissenschaftlichen Standpunkt aus führt es wie jeder positive Regelkreis
(d.i. Deregulation) zu Instabilität und folglich zum Kollaps. Die Natur zeigt
uns nirgends unbegrenztes und unkontrolliertes Wachstum. Wir tun so, als handle
es sich bei unserer Wirtschaft um ein Perpetuum Mobile 1ter Art, als ob sie
unentwegt mehr (Ordnung) produzieren könne als sie selbst verbraucht, doch so
etwas gibt es nicht. Ein Luftballon lässt
sich größer und größer aufblasen – doch was ihn zusammenhält, wird dabei immer
dünner (Zimmermann 1994).
Das Müllproblem
Überlegen Sie einmal,
wie viele Dinge von der Kugelschreibermine bis zum Auto zu Ihrem täglichen
Leben gehören, welche Fülle von Produkten in gigantischen Industrieunternehmen
Sekunde für Sekunde die vollautomatischen Fertigungsstraßen verlässt.
Ausnahmslos alles, was jetzt vor ihrem geistigen Auge vorbeizieht, ist
potentieller Müll. Morgen oder übermorgen sind diese Dinge abgenutzt oder Sie
werden sie einfach nicht mehr brauchen und fortwerfen (Paturi 1974).
Da hilft auch das Rezyklieren nichts, denn der
Recycling-Prozess lässt sich nicht ewig aufrecht erhalten (da er niemals zu 100
Prozent funktionieren kann), sodass der Müll nur etwas verzögert anfällt. Oft
bleiben die Abfälle schon nach dem ersten Recycling unbrauchbar liegen. Vor
allem Verbundstoffe sind praktisch nicht rezyklierbar. Auch aus anderer Sicht
ist das Rezyklieren unökologisch, denn der Energieaufwand steigt. Die einzig
ökologisch vertretbare Lösung wäre der Verzicht auf alle Problemstoffe. Doch
davon will die Wirtschaft nichts hören.
Durch die
immer geringer werdenden Anteile an Eisen- und Nichteisenschrott in den
Altautos zu Lasten von unverwertbaren Anteilen wie Kunststoff, Textilien, Glas,
Gummi etc. sinkt das Rendement bei der Autowrackverwertung. D.h. aus
ökonomisch-ökologischer Sicht steht bei der Autoverwertung dem verwertbaren
Anteil ein mit hohen Entsorgungskosten verbundener – und Deponievolumen verbrauchender
– Anteil gegenüber (Vogel 1990).
Pro
Autowrack ist mit mindestens 15kg umweltgefährdenden Stoffen wie Treibstoff,
Motor-, Getriebe- und Hydrauliköle, Kühlerflüssigkeit, Schmierstoffe,
Akkusäuren etc. zu rechnen. Von der Wassergefährdung her ergibt sich ein Potenzial
von jährlich mindestens 750 Mio m³ Trinkwasser (Vogel 1990).
Pflanzlicher Abfall wird in kürzester Zeit restlos abgebaut.
Produktion und Abbau halten sich die Waage. Solch ein ausgewogenes System ist
zeitlich unbegrenzt funktionsfähig. Unseren Produktionen steht bisher kein
nennenswerter Abbau gegenüber. Selbst das, was wir Müllverwertung nennen,
verdient kaum diese Bezeichnung.
Verbrennungsanlagen verwandeln lediglich festen Müll in
gasförmigen, Wasseraufbereitungsanlagen flüssigen in festen. Wir produzieren
dauernd Dinge, die man nicht mehr verschwinden lassen kann, wie dies bei
natürlichen Produkten geschieht.
Wirkungsgrade
Ein einziger Farmer in den USA versorgt heute im
Durchschnitt 40 Menschen mit Lebens-mitteln und Textilfasern. Ein chinesischer
Reisbauer dagegen arbeitet mühsam von früh bis spät, ohne mehr als sein eigenes
Existenzminimum zu sichern. Welch ein Unterschied im Wirkungsgrad! - Im
Wirkungsgrad? Ja, gewiß, der Wirkungsgrad ist sehr verschieden; doch ich
behaupte, die Tätigkeit des amerikanischen Farmers schneidet gerade in Bezug
auf den Wirkungsgrad bei einer kritischen Betrachtung wesentlich schlechter ab
als die des chinesischen Kleinbauern. Der US-Landwirt erntet zwar gegenüber
seinem asiatischen Kollegen ein Vielfaches, aber welchen Preis zahlt er dafür?
Der Wirkungsgrad ist das Verhältnis zwischen
Ergebnis und Aufwand. Wer die mit den geernteten Pflanzen gewonnene Energie in
Kilowattstunden umrechnet und sie mit der für die Ernte aufgewandten Energie
vergleicht, erschrickt über das Ergebnis: Für 50 geerntete Energieeinheiten
investiert der amerikanische Farmer 250 Einheiten an Brennstoffenergie, der
chinesische Bauer dagegen nur eine einzige Einheit menschlicher Energie. Das
bedeutet nichts anderes, als daß der primitive Landmann des Ostens mit einem
Wirkungsgrad von 5000 Prozent arbeitet... (Paturi, 1974).
1E 100%
50E x%
x = 5000%
50E x%
x = 5000%
Das Verhältnis hat sich heute sicher noch mehr zuungunsten
des technisierten Farmers verschoben; denken Sie nur an den Energieaufwand bei
der Spritzmittel- und Düngererzeugung sowie bei der Saatgutzucht. Oder denken
Sie an die Verwendung von (energiereichen) Kunststofffolien bei der Silierung,
die noch dazu unsere Landschaft verunstalten.
Zurzeit ist die intensive Land- und Forstwirtschaft der
größte Landschaftszerstörer in der Steiermark, wie ich es selbst erfahren
konnte (Projekt Biodigitop der Steiermärkischen Landesregierung). Ihr erklärtes
Ziel ist ja auch die flächendeckende Nutzung. Was das bedeutet, kann sich jeder
selbst ausmalen. Die Verödung der Landschaft ist die Folge massiver
menschlicher Eingriffe. Unsere scheinbar negentropischen Systeme erzeugen
unentwegt Unordnung (Entropie) in Form von Müll, Abwässern, Emissionen,
Abwärme, Systemzerstörung. Sie sind allesamt dissipativ, und das auf eine
äußerst unökologische Weise.
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